Wer bin ich denn?

Jetzt wird es persönlich, sorry. Und das
Persönliche ist wichtig, da ich mich
immer wieder als Beispiel nehmen werde,
aber nicht nur.
Mein Werdegang ist meine Reputation, der
Nachweis, dass ich zum Thema Depression
etwas sagen kann.

Wer bin ich? Wer ist dieser Paul Kaufmann, der sich anmaßt über Depression zu schreiben, obwohl er kein Mediziner ist, nicht einmal Alternativmediziner oder Coach?

Ich bin 55 Jahre und habe mich mit Depressionen durch meine Kindheit geschleppt. Nur wusste ich nichts davon. Ist nicht aufgefallen, war nur innen. Sie waren immer da. Woher sollte ich den Unterschied zur Normalität kennen?

Das Abitur und Studium habe ich dann irgendwie gemeistert, trotz Depressionslast – so nennt man das sehr treffend. Ich war sogar gar nicht schlecht. Langzeitdepressive entwickeln typische Muster, hocheffektive Methoden, noch gerade so an der Katastrophe vorbeizuschrammen. Das ist typisch.

An einer wissenschaftlichen Karriere bin ich gescheitert. Es war alles da: Doktorantenstelle, Budget, Auftrag, Arbeitsplan, Thema, Leidenschaft. Nur hat meine Depression für mich entschieden, dass ich lieber ein viertel Jahr auf eine Wand schauen soll. Da war natürlich alles hinüber.  

Unbewusst und im Unklaren mit mir selbst bin ich lange Zeit mit verschiedenen Diagnosen und Medikation durch das Leben getaumelt. Taumeln, da ich all den Sozialphobien ausweichen musste. Depressionen greifen Traumata, Neurosen, Phobien und anderes Gemüse gerne auf, und nutzen sie für ihre destruktiven Zwecke.

So war es mir lange unmöglich ein Geschäft zu betreten vor lauter Störung, fiel bei jeder Kommunikation in eine Art Panikzustand und das Beste ist: Niemand hat es bemerkt. Nicht einmal ich selbst. Bis Ende vierzig konnte ich weder fühlen noch glauben, dass irgendwer des anderen Geschlechts mich begehrt. Ich wollte das schon, nicht dass da Missverständnisse entstehen.

Trotzdem habe ich das alles ziemlich gut hinbekommen. Langzeitdepressive entwickeln ja häufig die oben genannten Strategien, in der allerletzten Kurve dann doch noch etwas hinzubekommen.

Wenn ich zurückschaue auf die fünfundfünfzig Jahre, dann fällt mir nichts ein, wo die Depression nicht mein Leben beherrscht hat. Depression bedeutet ja nicht nur Tristesse und Antriebslosigkeit. Sie mischt sich weit im Vorfeld bereits in Leben und Verhalten ein. Wenn du die Depression „spürst“, ist sie längst manifest.

Heute habe ich eine wunderbare Frau, die mich beinahe schon mein halbes Leben begleitet.
Sie hat die mit Depressiven korrespondierenden Muster, sonst könnte sie das nicht. Sie geht hervorragend damit um, denn ob ihr es glaubt oder nicht, mit mir ist es nicht ganz einfach.

Ich habe wunderbare Kinder. Und sie geraten nach meiner Frau, neigen nicht zum Depressiven. Ich versuche aber auch alles, damit das gelingt.

Ich bin übrigens ein eher ruhiger Charakter, der lange zuschaut und stillhält. Und dann irgendwann plötzlich seine Gegner vernichtet.

Auch das ist eine typische Variante der Depression, es ist eine Spielart.
In der Depression wird die Energie ja nicht verpufft. Sie wird nach innen gelenkt und … wechselt sie dann doch einmal die Richtung, schießt sie gerne hart und gnadenlos über das Ziel hinaus.
Damit wäre in Grundzügen schon einmal der verhalten-cholerisch-aggressiver Typus erklärt. Ich persönlich habe es allerdings gut im Griff, seit ich es durchschaut habe. Wissen ist Macht und macht etwas.

Es ist sowieso alles besser, seit ich immer nach vorne gehe.


Warum ich diesen Blog betreibe und diese Bücher dazu schreibe?

Na, ich will reich werden natürlich, aber so richtig! Nein, kleiner Scherz, das ist es nicht.

Erstens geht es nach vorne. Ich gehe in die Vorlage, äußere mich, bringe meine Energie, meine Verve, mein Engagement in die Welt. Ich habe nämlich viel davon und sie muss raus, sie muss in das Gegenteil von „nach innen“. Sie muss … immer nach vorne. Nach hinten kann ich eh schon gut dank Depression, das muss ich nicht üben.

Zweitens: Ach … ich habe vor vielen Jahren einmal ein Buch geschrieben, in dem ein Depressiver seine Geschichte beschrieb. Leider erinnere ich weder Titel noch Autor.

Es war ein komplett anderer Fall. Er litt unter einer anderen Variante der Depression (burn out), hatte andere Ursachen und einen anderen Verlauf. Außerdem war er ein technisch denkender Mensch und für mich Rheinländer zu preußisch.
Und trotzdem hat mir diese Lektüre unglaublich viel gegeben. Ich habe so viel wiedererkannt oder ableiten können. Das war eine sehr große Hilfe, eine der Größten überhaupt.

Vielleicht ist die Innenansicht eines Depressiven für andere Depressive generell nützlich. Wer bitte ist mehr Experte für seinen Fall als er selbst? Wie kann jemand besseres Beispiel sein?

Vielleicht gelingt mir das hier. Nein, ich bin mir sicher, denn ich habe schon vielen mit meiner Art und meinem Modell helfen können.

Drittens: glaube ich an das Persönliche. Ich glaube an die Wirkung von Beispielen. Ich glaube an die deutliche Anrede, an die direkte Ansprache, an die Ehrlichkeit und daran, dass sich das auf andere überträgt, den anderen energetisch ansteckt.
Und gerade und besonders kann der Depressive energetische Ansteckung gebrauchen. Genauer: Jemanden, der ihn verführt die Richtung seiner Energie, seines Einsatzes, seiner Denke zu ändern. Von innen nach außen. Nach vorne!

Kurzum: ich habe zu diesem Thema etwas zu sagen und versuche es hier auf meine Art.


Hier klicken, um den Inhalt von Amazon Kindle anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Amazon Kindle.